Der Politiker

Zayed wurde gebeten, bei dem Besuch eines Parlamentsmitglieds im Asylbewerberheim zu helfen. Seine Aufgabe ist es, den Politiker Freek van Balen an der Pforte zu empfangen und ihm den Weg zum Empfangsschalter zu zeigen. Herr van Balen kommt auf einem blau-gelben Fahrrad der öffentlichen Verkehrsmittel an, bekleidet mit Jeans, Turnschuhen und einer Windjacke.

Zayed ist verwirrt. „Ist das der Politiker, auf den wir warten? Ohne Auto? Wie seltsam, dass der Mann auf einem Fahrrad und in Jeans kommt. Unpassend! Das kann doch kein starker, angesehener Anführer sein, oder? Warum verhält sich dann der Direktor unseres AZC so fröhlich und es sind sogar Journalisten da?“

Freek van Balen ist immer froh, wenn er einen Arbeitsbesuch macht. Er hat das Thema Migration in seinem Portfolio und besucht jeden Monat ein Asylbewerberheim irgendwo im Land. Er schätzt es, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen und sich, wenn möglich, ein Fahrrad zu schnappen, wenn er am Bahnhof ankommt: „Hey, wie schön, mit dem Fahrrad zu fahren und wie praktisch diese OV-Fahrräder sind, die man am Bahnhof mieten kann!“

Er ist auch froh, dass er seine Jeans angezogen hat. „Ich würde mich in einem adretten Anzug überhaupt nicht wohl fühlen, wenn die Flüchtlinge schon so wenig haben“, sagt er. In dieser Hinsicht beneidet er seinen Vorgänger Simon nicht. Der ist Minister geworden und hat einen Dienstwagen. Und viel weniger Bewegungsfreiheit, immer im Anzug. Jeder wählt seinen eigenen Stil.

Wo ist die Verbindung?

Zayed kommt aus einer hierarchischen Gesellschaft und ist daran gewöhnt, dass ein Anführer seinen Erfolg und Status mit teuren Autos und schicker Kleidung deutlich zur Schau stellt. Dieses Image verschafft ihm Respekt und umgekehrt fühlen sich auch die Gastgeber respektierter, wenn sich eine wichtige Person auf diese Weise präsentiert. Gerade der letzte Aspekt wird in den Niederlanden oft übersehen. Dieser van Balen hat das falsch eingeschätzt.

Die Niederlande sind sehr egalitär und es ist nicht so, dass führende Politiker wegen der Wahl ihrer Kleidung oder ihres Transportmittels an Prestige verlieren. Sie kleiden sich dem Anlass entsprechend und in diesem Fall möchte der Politiker nicht zu sehr unter den Migranten auffallen. Gleichheit ist wichtig. Er glaubt, dass sich die Migranten wohler fühlen werden, wenn er sich leger kleidet. Außerdem ist er überzeugt, dass seine Botschaft wichtiger ist als das, was er trägt. Außerdem ist der Ort mit dem Fahrrad leicht zu erreichen, und Effizienz ist hier wichtiger als Status.

Die große Frage ist immer, wer sich anpasst. Der Politiker muss sich nicht anpassen. Wir sind in den Niederlanden. Aber trotzdem…

Freek van Balen reist nicht zur AZC-Show. Zumindest sollte man das hoffen. Er will mit den Asylbewerbern sprechen. Sie sind voller Erwartungen und erwarten einen Anführer, der sich um ihre Interessen kümmern kann. Das Vertrauen muss erst noch aufgebaut werden.

Kleidung ist Teil der Kommunikation, vor allem in der indirekten Kommunikation, wo viel mit Gesten, Kleidung und anderen Dingen erzählt wird.

Die Politiker sollten das berücksichtigen. Zu gegenseitigem Respekt gehört formelle Kleidung. Ein Anzug, mit anderen Worten. Dann kann die Krawatte wegbleiben. Oder, wie ich es in Asien oft erlebt habe, lassen Sie das Jackett zu Hause und die Krawatte an, besonders wenn es warm ist.

Dann begegnet der Politiker seinem Publikum und zeigt Respekt.

Außerdem haben wir eine sehr individualistische Denkweise. Es ist also unsere eigene Entscheidung. Das macht es auch sehr verwirrend für uns und vor allem für Neuankömmlinge.

Und das Fahrrad? Das ist fast schon holländische Folklore. In vielen Kulturen ist ein Anführer auf einem Fahrrad undenkbar.

Kurz gesagt

Für Freek van Balen:

  • Akzeptieren Sie, dass Zayed und andere Asylsuchende meist aus einer hierarchischen Gesellschaft kommen.
  • Respekt wird auch durch die Wahl der Kleidung erworben und gezeigt.
  • Achten Sie darauf, wie sich Ihre Art zu kommunizieren auf Ihr Gehör auswirkt. Dazu gehören auch Kleidung und Transportmittel.
  • Hinter dem Lächeln und der Begrüßung stecken viele Emotionen. Achten Sie auf die Körpersprache.

Für Zayed:

  • Akzeptieren Sie, dass die niederländische Gesellschaft egalitär und informell ist.
  • Kleidung ist eine individuelle Entscheidung und oft ist nichts damit gemeint.
  • Was gesagt wird, ist wichtiger als wie es gesagt wird.
  • Nutzen Sie den Gedanken, dass der Politiker auch erreichbar ist.

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Wichtig zu wissen

Diese Anekdote basiert auf Geschichten, die uns mitgeteilt wurden. Connect2Us ist bestrebt, das Dilemma von beiden Seiten zu beleuchten und die Menschen nicht zu etikettieren oder vorzuschlagen, dass sich der eine oder der andere anders verhalten sollte. In unserer täglichen kulturübergreifenden Arbeit sehen wir, dass das Bewusstsein der Beteiligten ausreicht, um sich aufeinander zuzubewegen, ohne so zu tun, als wären sie sehr unterschiedlich. Connect2Us möchte den Lesern helfen, Vorurteile zu erkennen und zu vermeiden. Lesen Sie hier über Vorurteile, Diskriminierung und Rassismus.

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